– Ein Internetbuch –

Unsere Demokratie ist ein kostbares Gut!

Gerade habe ich die Tageszeitung von heute studiert. Sie ist für mich unabdingbar um gesellschaftliche Prozesse im Großen und Kleinen besser zu verstehen und nachvollziehen zu können.
Auch Gestern haben wir unsere „Runde“ um die Pankratiuskirche „gedreht“. Wir standen dabei ziemlich lange und nachdenklich vor der Overbergschule auf der gleichnamigen Straße in Hövel. Sie wurde 1912 gegründet und hat eine bewegte Geschichte zu erzählen von den Menschen, die hier gelernt und von den Menschen, die hier gelehrt haben.
Das ansehnliche Gebäude mit ihren Menschen hat dabei den 1. Weltkrieg erlebt, den Kapp-, Lüttwitz-Putsch, die große Wirtschaftsrezession der 20er Jahre, die Zeit des Nationalsozialismus, in der sie „Ludendorffschule“ hieß, die Zeit des Niedergangs und Wiederaufbaus, einhergehend mit dem Entstehen und Erstarken einer parlamentarischen Demokratie. Es kam der Kalte Krieg, der Mauerfall, die Wiedervereinigung, das Entstehen und Wachsen Europas.
Unser Land, die Stadt entwickelten sich weltoffen und tolerant. Die Meinungsfreiheit, der Pluralismus, eine vernünftige Justiz und mehr bestimmten und bestimmen das Heranreifen und Einfinden in demokratischen Strukturen.
So weit, so gut!
Ich selber habe mich als Bürger Zeit meines erwachsenen Lebens an diesen Entwicklungen so gut ich konnte aktiv beteiligt, Vor den jeweiligen Wahlen habe ich mich so gut ich konnte informiert und habe als Bürger unseres Staates natürlich immer auch gewählt, vielleicht nicht immer die Richtigen, aber ich habe mein Grundrecht wahrgenommen. Darüber hinaus engagiere ich mich so gut es geht.
Im September vergangenen Jahres fanden Kommunalwahlen in NRW und natürlich auch in Hamm statt. Dazu gehörten zwei Wahlgänge zum OB, die Kommunal- und die Bezirkswahlen, natürlich auch noch zum Ausländerbeirat. Lag die Wahlbeteiligung in der Gesamtstadt bei deutlich unter 50 %, auch im Landesdurchschnitt, so schnitt Bockum-Hövel als Stadtbezirk am Zweitschlechtesten ab. Die Wahlbeteiligung im Wahllokal Overbergschule lag bei 16 %. Von 1.000 Wahlberechtigten sind über 800 nicht wählen gegangen. Das ist einfach erschütternd.

Es gibt mehrere Möglichkeiten:

  1. Die WählerInnen sind mit der herrschenden Politik und ihren Akteuren einverstanden und stellen ihnen quasi Prokura aus.
  2. Die Menschen interessieren Wahlen schlicht und einfach nicht oder nicht mehr. Ich suche jetzt nicht die letzten Europawahlergebnisse raus, die sind noch unerfreulicher.
  3. Die WählerInnen fühlen sich durch die kandidierenden Parteien nicht oder nicht ausreichend vertreten. Die Ergebnisse für die AfD, auch in unserem Wahllokal, sind Alarmzeichen genug.

 

Noch dramatischer sind die Wahlergebnisse für den Integrationsrat. Von 47.600 Wahlberechtigten sind lediglich 5.000 wählen gegangen. Was ist hier los?
Übrigens: auch die nächstgelegenen Wahllokale liegen oft auch unter 40 % Wahlbeteiligung. Ich glaube, wir BürgerInnen unserer Stadt sollten uns allmählich Gedanken dazu machen, wohin unser Gemeinwesen unterwegs ist.
Die Auswirkungen und Folgen der Pandemie werden unsere Gesellschaft vor ziemlich komplexe Herausforderungen stellen. Nichts wird mehr so sein, wie es ist. Das Tempo der Änderungen wird schnell an Fahrt zunnehmen. Zu lösen werden diese Herausforderungen nur dann sein, wenn wir BürgerInnen eine aktivere Rolle im Staat spielen. Das fängt beim Interessieren an. Die „Holt mich raus“ und weitere Schmuddelshows sind kaum geeignet, den eigenen Standort in der Gesellschaft zu verorten. Da bin ich konservativ bei Tagesschau für „das Große“, WDR 2 für das Land und die Region und die Tageszeitung für das Lokale. Außerdem haben wir Hirn und Verstand. Wir haben das Recht, an kommunalen Sitzungen teilzunehmen. Unsere Politiker in Hamm sind nicht unnahbar. Sie freuen sich, angesprochen, gefragt zu werden.
Wer wenig weiß, die sogenannten sozialen Netzwerke als Informationsbasis nutzt, bekommt Probleme, die Zusammenhänge in den richtigen Kontext zu bringen. Die „da Oben“ werden und können es kaum noch regeln. Sie sind auf UNS angewiesen
Und dann kommt natürlich das eigene Engagement im Kleinen. Jedes Puzzleteil wird irgendwann ein Bild. Wir können uns keine Gleichgültigkeit mehr erlauben. Wir haben mitzuwirken und dabei zu lernen, ob die gewählte Politik auch dabei sein möchte.
Ich möchte nicht Ende September wieder vor der Overbergschule stehen und mir noch mehr Frust einfangen. Da sind nämlich Bundestagswahlen.
Es ist an der Zeit, täglich den Wecker zu stellen um mitzudenken und mitzumachen.
Ich habe darauf verzichtet, die gesellschaftlichen Prozesse und die Wahlbeteiligungen hoch zu rechnen. Wir müssten eigentlich schon Kopfschmerzen haben zu dem, was im Lande vorgeht.
Was mich wundert, dass es in Hamm zum Thema Wahlbeteiligung keine Analysen der kandidierenden Parteien und eventuelle Schlussfolgerungen dazu gibt.
Schade!

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